Ein mobiler Backofen entstand im Seminar in Kuhlmühle. Über einen kostengünstigen Verleih sollen zukünftig viele Dörfer davon profitieren. Wenn Brot und Pizza gemeinsam gebacken werden, stärkt das den Zusammenhalt. Das Land Brandenburg konnte sich ebenso für das Projekt erwärmen und stellte 4000 Euro Fördermittel bereit.

MAZ / Dosse Kurier 20. September 2016
von Christamaria Ruch

Kuhlmühle. 18 Bauteile trennen die Seminarteilnehmer in Kuhlmühle von ihrem Traum nach einem mobilen Dorfbackofen. „Wenn es den perfekten Bausatz geben würde, wäre alles ideal“, sagt Simon van der Velden. Aber wie so oft im Leben birgt auch dieser Bausatz Ecken und Kanten.

Im Zentrum für soziale und ökologische Nachhaltigkeit in Kuhlmühle bereitete van der Velden mit weiteren Mitgliedern einen dreitägigen Workshop vor, der sich mit dem Backofenbau beschäftigte. Von Freitag bis Sonntag legten 15 Frauen und Männer Hand an diesem Projekt an. Anfang des Jahres entwickelte Simon van der Velden die Idee dafür. „Viele Dörfer haben keinen Ofen, der gemeinschaftlich genutzt wird und damit fehlt auch etwas am Zusammenleben“, so van der Velden. Zunächst plante der 38-Jährige einen stationären Backofen, doch diesen verwarf er wieder. „Möglichst viele Dorfbewohner in der Region sollen etwas von dem Projekt haben“, lautet sein Anspruch. Somit suchte er nach einer mobilen Ofenvariante. Dabei wird der Ofen auf einem Pkw-Anhänger befestigt. „So ein mobiler Backofen kann auch den Zusammenhalt in der Region stärken.“ Dabei sieht er schon gedanklich, wie Dorfbewohner in der Region gemeinsam Brot oder Pizza backen. Das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft in Brandenburg konnte sich ebenso für das Projekt vom mobilen Backofen erwärmen: 4000 Euro Fördermittel aus dem Topf der Lokalen Agenda 21 flossen nach Kuhlmühle.

Einzige Auflage aus Potsdam: Der Verleih soll kostengünstig erfolgen. Klaudia Kretschmann aus Berlin reihte sich am Wochenende in Kuhlmühle ein. „Ich bin gerne handwerklich tätig und hier ist die perfekte Mischung aus Natur und Bauen“, sagte sie. Zu diesem Zeitpunkt nahm der Ofenbau konkrete Formen. „Wir haben vorhin die Bodenplatte ausgeglichen und die Schamottsteine abgeschliffen“, sagte Klaudia Kretschmann. Der Bausatz umfasste nicht nur die 18 Teile, sondern erforderte immer wieder auch, dass die Seminarteilnehmer einzelne Elemente nachbesserten. An einer Stelle musste geschliffen werden und anderen Stellen fehlten ein paar Zentimeter Material.

Heiko Jahnke aus Dranse schaute am Sonnabend vorbei. „Das Projekt ist eine tolle Idee“, sagte er. Eigentlich kam er, um Schamottsteine für das Projekt zu spenden – doch dies war nicht notwendig. „Ich habe mich lange mit dem Backofenbau beschäftigt. Das ist eine Wissenschaft für sich und wegen der Hitzeverteilung schwierig.“ Mittlerweile nutzt Jahnke einen stationären Backofen, mit dem er sehr zufrieden ist.

„Zuerst haben wir eine Unterkonstruktion geschweißt, um die Erschütterungen bei der Fahrt auszugleichen“, sagte Simon van der Velden. Damit wird der Bau verwindungssteif und verhindert Bewegungen des Ofens. „Die Erschütterungen dürfen sich nicht auf den Ofen übertragen“, sagte er. Zwölf Bauteile fügten sich anschließend zur Bodenplatte zusammen, darauf justierten die Männer dann die sechs Ofenteile. „Ursprünglich hatten wir vor, den Ofen nur aus Lehm zu bauen, aber bei einer mobilen Variante würde das wegen der Erschütterungen bei der Fahrt zu Instabilität führen“, so van der Velden. Als Königsweg entschied er, den Bausatz am Ende mit Lehm zu ummanteln. Auf dem 2,8 mal 1,4 Meter großen Anhänger nahm der 1,6 mal 1,4 Meter große Backofen dann weiter Formen an. Von der Grundplatte bis zur Spitze des Ofens sind es am Ende gut 70 Zentimeter. Gut 800 Kilogramm bringt der Ofen auf die Waage.

„Vom Prinzip her ist das wie ein Buschbackofen“, sagte Simon van der Velden. Zwei bis drei Stunden vor dem Backen muss eingeheizt werden. Gut sechs Kilogramm Holz pro Stunde wandert in den Ofen. „Wenn das Holz ausgeglüht ist, kommt die Asche raus und die Brote oder Pizzen wandern herein.

„Ideen zu haben, bringt nichts. Man muss sie auch umsetzen, denn wenn sie sinnvoll und nachhaltig sind, hat auch die Region etwas davon“, sagt der 38-jährige Simon van der Velden.

zum MAZ Artikel

Copyrighted Image